Familie und Beruf: Rahmen­bedingungen weiter verbessern

Ludwig Gärtner
  |  02. März 2018
  • Familie
  • Gesellschaft
  • Gleichstellung

Die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist aus familien-, gleichstellungs-, sozial- und wirtschaftspolitischer Sicht von hoher Bedeutung: Eine gute Vereinbarkeit ermöglicht den Eltern von kleinen Kindern, die Erwerbs- und Betreuungsarbeit besser nach ihren Bedürfnissen zu organisieren. Sie ermöglicht eine höhere Erwerbstätigkeit der Eltern, was die finanzielle Situation der Familie, aber auch den sozialversicherungsrechtlichen Schutz der Eltern verbessert und so das Risiko senkt, auf finanzielle Unterstützungsleistungen angewiesen zu sein. Nicht zuletzt erhöht eine gute Vereinbarkeit die Arbeitsmarktpartizipation vornehmlich der Frauen. Damit werden deren Bildungsinvestitionen genutzt und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt.

Seit 2003 hat der Bund mit einem Impulsprogramm die Schaffung von rund 56 400 Plätzen der familienergänzenden Kinderbetreuung in Kindertagesstätten und Einrichtungen der schulergänzenden Betreuung gefördert, womit sich das Angebot an Betreuungsplätzen mehr als verdoppelt hat. Evaluationsstudien zeigen, dass die Schaffung vieler Plätze nur dank der finanziellen Unterstützung des Bundes möglich war. Die Investitionen des Bundes wirken langfristig, die allermeisten Institutionen sind auch nach Auslaufen der Unterstützung durch den Bund noch in Betrieb, da alternative Finanzierungsquellen gefunden werden konnten.

Trotz dieses Erfolgs kann die aktuelle Nachfrage nach wie vor nicht durch das bestehende Angebot gedeckt werden. Zum Teil fehlen weiterhin verfügbare Plätze, zum Teil sind die Kosten für die Eltern zu hoch oder die angebotenen Öffnungszeiten entsprechen nicht den Bedürfnissen der Eltern. Mit neuen Förderinstrumenten des Bundes sollen ab 2018 deshalb die Betreuungskosten für die Eltern gesenkt und die Angebote besser auf die Bedürfnisse der Eltern ausgerichtet werden.

Die familienergänzende Kinderbetreuung ist jedoch nicht nur unter dem Aspekt der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtig. In den letzten Jahren ist die Bedeutung der frühkindlichen Förderung in das Zentrum des Interesses gerückt. Die Entwicklung der Kinder in den ersten Lebensjahren ist für den späteren Bildungsverlauf entscheidend. Die familienergänzende Kinderbetreuung kann hier die Kinder fördern, indem sie ein anregendes Lernumfeld zur Verfügung stellt.

Der Weiterentwicklung der familienergänzenden Kinderbetreuung wird deshalb auch in den kommenden Jahren eine hohe Bedeutung zukommen. Bund, Kantone, Städte und Gemeinden sind gefordert, die Rahmenbedingungen für die familienergänzende Kinderbetreuung und die frühe Förderung zu verbessern.

Wissenschaftlicher Berater, Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV)
[javascript protected email address]